Ich hatte mir an jenem Nachmittag fest vorgenommen, Moritz zu einem Urlaub auf Mallorca zu überreden und so erwartete ich ihn am Abend sehnsüchtig.

Muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich wie zufällig auf dem Rückweg an einem Reisebüro vorbei schlenderte, und dass sich noch zufälliger einen Katalog in dem Kinderwagennetz fand?

Natürlich hatte ich vor dem Gespräch mit Moritz schon ein paar Seiten im Katalog umgeknickt, die mich besonders angesprochen hatten. Ich wollte gut vorbereitet in dieses „meeting“ gehen! Und so hatte ich bereits Zettel, Stift und den Taschenrechner gezückt und schon einmal die Finanzen gecheckt. Es sah sehr, sehr schwarz aus – aber nicht hoffnungslos. Zeigte sich da eine unbekannte optimistische Seite in mir?

„Duu, Moritzi!“, so begrüßte ich meinen Göttergatten an diesem Abend.

„Na, Mätzchen, was willst du?“

(Herrje, er kennt mich doch auch zu genau!)

„Weißt du, heute haben wir uns mit der Krabbelgruppe bei Carola ge-troffen. Alle (Waren es wirklich alle? Hatte ich über all den Urlaubsge-danken gar nicht mehr behalten, wer an dem Tag mit mir zusammen war?)

„Alle hatten die Urlaubsfotos dabei. Manu sogar ein Video!“ Neigte ich ein wenig zur Übertreibung? Hatten auch Andrea und Anja Bilder mit? Versuchte ich, mit ein wenig „Dazudichten“, das Rennen zu gewinnen?

„War es nett?“

„Duu, Moritzi, hättest du nicht auch noch Lust auf Sonne, Strand und Meer?“

„Hatten wir doch, in Dänemark!“ Moritz lief mittlerweile wieder nur in Unterhose durch die Wohnung und spielte mit dem Dicken „Gulla-Gulla“. Beide kreischten um die Wette.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, er hörte mir nicht zu! Man, das war jetzt ein entscheidender Moment. Nun keinen Fehler machen!!!!! Und wieso Sonne in dem Dänemarkurlaub?

„Regen hatte wir, Moritz. Ganz viel davon! Weißt du, Carola erzählte uns, dass sie eine „Glücksreise“ gebucht hatten. Sie wussten nicht, in welches Hotel sie untergebracht werden sollten, hatten dafür aber nur pro Person 300 DM bezahlt. Mit Halbpension und Flug!“

„Aha“

„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“ Merkt der Kerl denn nicht, dass es hier praktisch um Leben oder Tod ging?

„Kannst du mir das noch einmal sagen. Der Kleine hat gerade so laut geschrieen, Mätzilein.“ (Wie gemein, die Schuld dem Kleinen zu zus-chustern….)

„Also,…!“ Ich erzählte ihm von dem Tag bei Carola, den Bildern und den Preisen. Wie zufällig holte ich meine Berechnungen dazu, den Kontoauszug, den Katalog, eine Flasche Sekt mit zwei Gläsern und legte so ganz nebenbei die tristen Fotos aus Dänemark auf den Tisch.

Ich merkte, das Eis schmolz. Moritz würde mir die Sterne vom Himmel holen…

„Du kannst ja morgen mal im Reisebüro nachfragen. Aber mehr als 300 DM pro Person sind nicht drin, Matz!“

Jo, ich hatte es geschafft!!!

Die folgende Nacht hatte ich vor Aufregung kein Auge zugetan.

Am nächsten Morgen lief bei mir komischerweise alles wie am Schnürchen, so dass ich um Punkt 10 Uhr mit dem Dicken in der Karre vor dem Reisebüro in Bergedorf stand. Keine Mütze hatte ich suchen müssen, kein Bus, der mir vor der Nase wegfuhr! Die Zeichen standen auf Sieg!

Eine halbe Stunde später, um knapp 600 DM erleichtert und über das Prozedere einer Glücksreise informiert, fuhr ich beschwingt mit dem Bus zurück nach Hause. In Gedanken schrieb ich schon die Packliste für den Urlaub mit der „Glücksgarantie“…

Wie dem auch sein, meine letzten Zweifel an einer „Glücksreise“ waren tatsächlich spätestens auf der Heimfahrt erloschen. Wer käme denn auch auf die Idee, dass eine Glücksreise nicht zu dem versprochenen Glück führt? Wir hätten es eigentlich besser wissen müssen!!

Unseren Nerven wäre die eine oder andere Strapaze erspart geblieben und Haarausfall wäre vielleicht auch ein paar Jahre später erst ein Thema geworden…

In dem Jahr, in dem sich also dieser unvorstellbare Urlaub ereignete, hatten wir bereits diese regnerische Woche in einem Haus an der dänischen Nordsee verbracht. Dänemark ist in unserem Freundeskreis für Urlaube mit Kindern bekannt und sehr beliebt, wenngleich die Kosten für ein Haus und die Verpflegung mittlerweile einen Vergleich zu den Mittelmeerländern durchaus rechtfertigen würde!

Ich frage mich, warum ein Dänemarkurlaub so teuer ist? Man mietet sich in das Haus fremder Leute ein, deren Geschmack im Vergleich zu den modernen Hotelzimmern doch oftmals zu wünschen übrig lässt! Man packt das Auto bis zum Dach mit Lebensmitteln von Aldi voll, weil die Lebensmittelpreise in Dänemark alles andere als familienfreundlich sind, und dann? Waschen (nach Regen folgt Matsch…), Kochen (wo will man Essen gehen?), Staubsaugen (Dünensand…) etc. pp!

Was ist denn nun in diesen Urlauben anders als zuhause? Die Aus-sicht? Die Sprache? Die viele frische Luft? Oder sind es einzig und allein die Hot Dogs, denen man einen unvergesslichen Urlaub in Dänemark verdankt? Warum fahren Familien mit kleinen Kindern so gerne dorthin? Warum fuhren wir?

Ansonsten scheint es mir, dass sich bei einem Dänemarkurlaub mit Ferienhaus nur der Standort des Domizils verändert und der bekannte Zeitdruck nachlässt. Alles andere bleibt eben doch gleich… Manchmal spielt einem in Dänemark auch das Wetter einen Streich. So auch uns, denn es regnete viel und anhaltend. Wen hat das nicht überrascht?

Weil unter diesen Umständen bei den fürchterlichen Witterungsverhältnissen auch nach einer Woche keine wirkliche Erholung eintrat (abgesehen davon, dass man wegen eines Kleinkindes eh schon nicht mehr ausschlafen kann…), versuchten wir es mit der notwendigen Erholung ein paar Tage später im Wohnwagen meiner Eltern an der Ostsee. Süssau war und ist immer wieder ein dankbarer Anlaufpunkt für mich gewesen. (Abgesehen von meiner Teenie-Zeit, da war das Wochenende in Süssau die reinste Folter!)

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