Sonnenstrahlen weckten uns am nächsten Morgen, recht früh… Der Kleine hatte die Nacht sehr unruhig geschlafen, so dass sowohl er als auch wir gerädert waren. Das erste Problem des Tages war wieder die Milchflasche, die wir nicht hatten!

Die Bar war garantiert geschlossen, das Restaurant sicher noch nicht geöffnet. Was aber sicher war: das Kind wollte seine Milch und zwar sofort!

Für mich stellte jene Situation, frühmorgens, nach halbwegs durch-wachter Nacht, ein fürchterliches Problem dar! Wie gesagt, ich bin Morgenmuffel und brauche eine gewisse Anlaufphase… In dem Fall jedoch bedeutete es: Aufstehen, Anziehen, Abhauen und hoffen, dass wir das Milchproblem erneut lösen konnten.

„Sag mal, Moritz, hast du eigentlich eine Ahnung, wo wir jetzt Milch herbekommen?“

Ich hörte ein unverständliches Brummen. Moritz rollte sich auf die Seite und stellte sich tot.

Ganz tief drinnen fing es bei mir an zu brodeln. Rein äußerlich hätte man mir in jenem Moment noch gar nichts anmerken können.

Scheinbar ganz ruhig wechselte ich meinem Sohn die Windel, in dem ich vor dem Bett auf den Knien hockte. Geschickt wurde die Windeln zusammengerollt, mit den entsprechenden Klebebändern fixiert und als Wurfgeschoss in Richtung unteres Etagenbett genutzt!

„Mann, sag mal, spinnst du. Oder was soll das?“ dem ein „Aua!“ folg-te…

Was war geschehen? Mein Göttergatte hatte sich beim Ausweichen des Windelgeschosses im Zwergenbett den Kopf an der „zweiten Etage“ gestoßen. Innerlich grinste ich….

„Ich hatte dich gefragt, wo wir die Milch herbekommen“, antwortete ich ihm, musste mich dabei aber wegdrehen, damit er mein Grinsen nicht mitbekam…

„Hör auf zu grinsen. Das tut weh!“. Beleidigt rieb er sich den Kopf, musste dabei aber auch schon lachen…

Die einzige Lösung war eine Milchkanne im Restaurant des Hotels, so dass wir also beschlossen, uns für das Frühstück fertig zu machen.

Doch ich begutachtete natürlich im Anschluss an das Windelwechseln das Zimmer im Tageslicht etwas genauer. Es war schlimmer als erwartet! Viel schlimmer war jedoch das Bad. Mit vielem rechnet man, aber nicht mir einer derartig verschmutzten, heruntergekommenen „Nasszelle“. Man hätte durchaus ein Schild an die Badezimmertür nageln können „Buenos dias, cucarachas“ Denn alle Armaturen waren dekorativ mit grünem Schimmel überzogen. Aus den Wasserhähnen kam eine gelbe, stinkige Brühe. Nachts hatten wir das nicht bemerkt, weil die Lampe nicht funktioniert hatte… Diese Tatsache ließ mich in den Spiegel gucken. Waren meine Zähne jetzt etwas gelb? Diese Frage ließ sich schwer beantworten, da der Spiegel einen Riss hatte und die Spiegelfläche milchig-trüb war. Die meisten Fliesen an den Wänden waren zersprungen, die Badewanne dreckig, die Handtücher löcherig, der Fußboden voller Sand….

Rückwärts, sprachlos, mit einer Hand auf dem Mund um nicht loszu-schreien, entfernte ich mich aus dem Horror-Bad.

„Was ist los, Mätzchen?“ Dirk guckte mich erstaunt an. Er war an je-nem Morgen auch noch nicht im Bad gewesen…

„Das glaubst du nicht…!“ war alles, was ich sagen konnte. Mein Gesicht muss allerdings Bände gesprochen haben. Dirk sprang sofort auf und machte einen Satz über einen Koffer, den ich morgens für die Windeln öffnen musste. Er rieb sich jedoch nur das Knie und stand dann an der Tür des Badezimmers.

Pause.

„Mätzchen, pack die Klamotten ein und komm dann mit dem Lütten zum Empfang. Ich kläre diese Frechheit sofort!“ Daraufhin zog er sich eine Hose über und ging aus dem Zimmer. Mit ungeputzten Zähnen, also mit dem Atem eines Feuerdrachens!!!

Ich dachte mir, dass frische Luft nach diesem Schrecken wohl das Beste wäre und hangelte mich an dem Koffer vorbei auf das „Balkönchen“. Der versöhnende Meerblick vom Balkon aus belief sich auf ein kleines Fleckchen am Horizont…

„Oh nein, das nicht auch noch!“ Erneut ließ ich mich auf eines der Betten fallen und heulte.

Der Kleine, der endlich fieberfrei war und seinem Gemecker nach zu urteilen wirklich einen „Bärenhunger“ zu haben schien, fing daraufhin auch mit Geplärre an.

Nach ein paar Momenten hatte ich mich gefangen, zog mich an und nahm den brüllenden Sohn auf den Arm, um meinem Mann nach unten zu folgen. Unsere Zimmernachbarn hatten sich den Urlaub sicher auch entspannter vorgestellt. Auch sie hatten ganz sicher keine ruhige Nacht und mit dem Ausschlafen war es sicher jetzt auch vorbei…

Am Empfang im Erdgeschoss stand mein Mann und unterhielt sich mit einer Frau, die scheinbar aber keine Hotelangestellte sondern auch Urlauberin zu sein schien. Hinter dem Hoteltresen war niemand zu sehen! Hatten die sich möglicherweise auf einen Ansturm eingestellt und waren deshalb nicht da?

„Sag mal, Moritz, hat sich das Problem denn nun gelöst? In welches Zimmer dürfen wir jetzt umziehen?“ fragte ich ihn, mit Sebastian auf meiner rechten Hüfte sitzend.

Moritz nahm mir den Lütten ab, schüttelte den Kopf und sagte: „Nix gut, Frau. Nix Mann hinter Tresen“ und ging schnurstracks auf das Restaurant zu, das tatsächlich morgens um 7.00 Uhr schon geöffnet hatte!

Was hatte denn diese Aussage zu bedeuten?

Aber auf leerem Magen sind nun mal alle Katzen grau und so zogen wir schließlich los, um das erste Frühstück auf Mallorca einzunehmen.

Für mich ist Frühstück nicht nur lebensnotwendig, sondern auch die wichtigste Mahlzeit des Tages, da es die einzige ist, die wir drei im Alltag gemeinsam einnehmen können.

So trafen wir also im neonlicht-beleuchteten Speisesaal ein. Dort wartete die nächste Enttäuschung auf uns. Tische gab es soweit das Auge reichte, alle dreckig, benutzt und nicht gerade einladend gedeckt. Es roch sehr streng nach „was-weiß-ich“. Es war laut und kalt und das um diese Uhrzeit…

Wir setzten uns trotz allem an einen Tisch in der Nähe des Buffets und räumten das dreckige Geschirr zusammen, schoben es an den Rand des Tisches, wischten die Brotkrümel auf den Boden und ließen dann unsere Blicke auf die Auslagen schwenken….. Es dauerte übrigens mehr als eine kleine Weile bis unser Tisch neu gedeckt war und wir endlich unser Frühstück in einigermaßen sauberen Umständen einnehmen konnten.

Das Kapitel können Sie zu Ende lesen, wenn Sie das Buch bestellen…