Am Freitagmorgen war Sebastian in besonders erfinderischer Laune und spielte auf dem Balkon. Wir mussten öfter nach ihm schauen, damit er nicht auf die Idee kam, einen Sprung über das Geländer zu wagen. Aber in einem unbewachten Moment schaffte er es, Badeanzüge und Badehose sowie seinen Sonnenhut auf den unter uns liegenden Balkon zu befördern. Die Wasserflasche, natürlich aus Glas, landete jedoch mit einem großen Knall auf den Steinen vor unserem Hotel. So schnell hatte ich mich noch nie geduckt….

Auf dem Weg zum Frühstück hatte der Dicke dann mal wieder „den Schalk im Nacken“. Er guckte sich eine Person im Fahrstuhl aus und schlug mit der Hand auf die Schulter dieser Person. Die meisten, die in den kommenden Tagen dieses Spiel mit ihm spielten, fanden es recht amüsant; wir vermochten am liebsten in Grund und Boden zu versinken.

Woran wir aber immer wieder feststellen konnten, dass Sebastian von Moritz und mir abstammt war die Tatsache, dass er das Essen immer wieder auf seinen Teller spuckte. Auch er konnte damit nicht (mehr) leben. Wie froh waren wir darüber, dass wir ein paar Gläschen mit Babykost dabei und in der Apotheke auch schon Nachschub gesehen hatten. Wenigstens einer von uns konnte satt werden…….

Unsere Stimmung war durch die nächtlichen Unterbrechungen und den damit verbundenen Schlafmangel sehr gereizt. Und bekanntlich sind mit leerem Magen alle Katzen grau. Jeder von uns hatte in diesem Urlaub auf Erholung gewartet und diese war nach knapp einer Woche noch nicht wirklich eingetreten. Im Gegenteil, der Wunsch nach Hause fliegen zu können in die gemütlichen eigenen vier Wände, mit ruhigen Nächten und anständigem Essen machte sich nicht nur in mir breit. Sogar mein Mann hatte langsam von Mallorca und allem was dazu gehörte die Nase gestrichen voll. Zudem kam noch, dass wir immer öfter und intensiver miteinander stritten. Diesen Zustand kannten wir überhaupt nicht. Jeder war gereizt und konnte sich an gar nichts mehr erfreuen. Und jeder gab dem anderen Schuld an dem Dilemma. Sebastian schien diese Situation auch nicht zu gefallen, denn je mehr wir uns stritten, desto öfter und anhaltender war er am schreien. So gab es in unserem Zimmer immer nur noch schlechte Laune, Streit und Zank. Im Prinzip hätte der Urlaub nach zwei Wochen in einer Scheidung enden können, wenn wir uns nicht das eine oder andere Mal zusammengerissen hätten. Dabei hatten wir uns doch von dem Urlaub erhofft, mit weiterem „Nachwuchs“ nach Hamburg zurückzufliegen …..

Schließlich hatte mein Mann entschieden, dass wir sobald das Auto vor dem Hotel stünde, nach Paguera fahren würden, um dort bei dem Reiseveranstalter eine Beschwerde einzureichen und um das Hotel für die zweite Woche zu wechseln. Für diesen Entschluss hätte ich ihn erneut heiraten können. An jenem Abend kehrte endlich wieder ein wenig Harmonie bei uns ein.

Am Freitagnachmittag erreichten wir Paguera, eine von Deutschen beherrschte Stadt westlich von Palmanova. An jedem zweiten Cafe stand „Hier gibt es Tchibo-Kaffee“. Wir probierten literweise Kaffee und fühlten uns gleich viel besser. Es ist nicht so, dass wir im Urlaub unser gewohntes Essen und Trinken haben müssen. Im Gegenteil, wir probieren das eine oder andere gerne aus, doch nach der einen Woche Pommes und Tee wollten wir nur noch „Hausmannskost“.

Der Ort an sich gab auch mehr her. Er war übersichtlicher, nicht so riesig wie Palmanova, viel grüner und freundlicher. Die Hotels waren klein und zum Teil sehr malerisch. Es gab nicht so viel Verkehr und einen sehr netten Strand ohne Bootsverkehr und vor allem ohne das Schnellrestaurant

Unser Auto brachte uns dann also direkt ins Reisebüro zu einer sehr unaufmerksamen Reiseleiterin, die mit einer Zigarette in der Hand sehr unwillig einen Kunden vor uns bediente. Als wir nach geschlagenen 10 Minuten endlich an die Reihe kamen und mein Mann unsere Probleme erläutern konnte, schien diese werte Dame es gerade mal für nötig zu halten ein paar Seiten in einem Katalog zu durchblättern, um uns zu sagen, dass wir nur gegen großen Aufpreis evtl. ein Apartment bekommen könnten. Es schloss sich natürlich die Frage an, ob die Probleme in unserem Hotel tatsächlich so gravierend seien wie wir es geschildert hatten, oder ob wir das Ganze nicht ein wenig übertrieben hätten……

Unsere Urlaubskasse war von Beginn der Reise mehr als leer. Wie hätten wir noch den Aufpreis für ein Apartment zahlen können? Also kam diese Frau zu dem Schluss, dass es doch alles gar nicht so schlimm sein könnte und wir die zweite Woche in Palmanova doch auch noch hinter uns bringen könnten und auch müssten.

Das Kapitel können Sie zu Ende lesen, wenn Sie das Buch bestellen…